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"Hätten uns auf Platz zwei bis vier eingefunden"
Sebastian Scholz und Tim Baumann im VfL-Doppelinterview
27. April 2020
Sie sind Leistungsträger beim VfL Pirna-Copitz, echte Zweikampfmaschinen in der Defensive und und ihnen fehlen Teamkollegen und Spielbetrieb. Sebastian Scholz, der seit 2015 für den Klub aufläuft, und Tim Baumann, der 2018 zum VfL kam, haben schon viel mit Pirna-Copitz erlebt. Ganz besonders erfolgreich lief es in der aktuellen Saison: Mit der Mannschaft des VfL-Trainerduos um Frank Paulus und Enrico Mühle gehörten sie zur Landesliga-Spitzengruppe. Doch dann kam das Coronavirus - und die Fußball-Pause. Im VfL-Doppelinterview sprechen Baumann und Scholz über die bisherigen Highlights der Saison, die Stärken des Teams und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit ihren Mannschaftskollegen.
VfL-Doppelinterview mit Baumann und Scholz
Seit etwa eineinhalb Monaten haltet Ihr Euch individuell fit, genau wie alle Teamkollegen. Was war bislang die härteste Einheit, die Ihr durchgezogen habt?
Tim Baumann: „Die härteste Einheit war bis jetzt tatsächlich ein Workout zu Hause. Anfangs war ich relativ oft alleine laufen, aber seitdem es Lockerungen von der Regierung gibt, gehe ich regelmäßig mit meinem Nachbarn und Mitspieler ‚Prenner‘ (Eric Prentki, Anm. d. Red.) joggen. Wir versuchen, trotz den unschönen Umständen drei- bis viermal pro Woche eine Laufeinheit hinzukriegen. Zwischen diesen Tagen halte ich mich auch noch zu Hause fit mit Kraft- und Stabilisationsübungen. Aber die Vorfreude auf den Einstieg ist riesig, weil es einfach wieder Zeit wird, auf dem saftigen Grün mit den anderen Jungs zu trainieren.“
Sebastian Scholz: „Dadurch, dass ich noch das Glück habe, als Physiotherapeut zumindest in Kurzarbeit arbeiten gehen zu können, versuche ich, meine Einheiten im Rahmen der Möglichkeiten so vielseitig wie möglich zu gestalten. Nach zwei Wochen merkt man aber einfach, dass man als Fußballer nicht nur geradeaus durch den Wald laufen möchte. Trotzdem stehen Einheiten mit Waldläufen, aber auch Berg- oder Treppenläufe und Stabilisationsübungen für Oberkörper und Beine auf dem Plan. Ansonsten wird man erfinderisch und nutzt freie und holprige Rasenflächen, um mit den Brüdern etwas Fußball zu spielen. Das ist dann genau so wie früher: Zwei Stöcke als provisorische Pfosten hingestellt, jeder geht mal ins Tor und dann geht‘s los – natürlich im Wettbewerb darum, wer die wenigsten Gegentore bekommt (lacht).“
Sebastian Scholz ist einer der Leader beim VfL Pirna.
Normalerweise hättet Ihr am vergangenen Wochenende gegen Taucha gespielt und am nächsten Samstag wärd Ihr in Neustadt/Spree angetreten. Was wäre in dieser Saison drin gewesen? Ihr hattet schließlich einen richtig guten Lauf …
Sebastian Scholz: „Eine genaue Einschätzung in der Landesliga ist schwierig. Wir waren wirklich gut drauf und haben diese Saison bewiesen, dass wir gerade solche Spiele wie auswärts in Großenhain oder in Mittweida auch gewinnen können, obwohl wir uns dort in den vergangenen Jahren traditionell immer ziemlich ‚dämlich‘ angestellt haben. Fest steht für mich nur, dass Kamenz definitiv Meister geworden wäre. Diese Truppe hat einfach konstant gut gespielt und steht zu recht oben.“
Tim Baumann: „Wir haben eine geile Hinrunde gespielt, wo definitiv noch ein paar Punkte mehr drin waren. Nach dem letzten Spiel gegen Bautzen wollten wir wieder auf die Siegerstraße, um eine neue Serie zu starten. Ich bin der Meinung, dass wir uns am Ende der Saison auf den Plätzen zwei bis vier eingefunden hätten. Leider werden wir wohl nicht erfahren, wie es am Ende ausgegangen wäre.“
Lasst uns noch kurz in Erinnerung schwelgen, wenn schon nicht gekickt werden darf in der Landesliga: Was waren Eure persönlichen Top-3-Highlights in dieser Saison?
Sebastian Scholz: „Ich denke zuallererst an unsere Serie von zehn ungeschlagenen Spielen zurück. Das ist uns, glaube ich, in den vergangenen fünf Jahren, seitdem ich wieder hier bin, noch nicht gelungen. Ansonsten erinnere ich mich auch gerne an unseren 1:0-Heimsieg gegen Regionalliga-Absteiger Bautzen oder das 2:2 zu Hause gegen Riesa, bei dem Kai Kemter mit der allerletzten Aktion den Ausgleich erzielte.“
Tim Baumann: „Das Heimspiel gegen Bautzen gehört definitiv auch zu meinen Highlights, wir haben in einem umkämpften Spiel bis zum Schluss sehr konzentriert agiert. Das zweite Highlight ist für mich unser Auswärtssieg am zweiten Spieltag in Großenhain: Es war ein echter Fight, bei dem wir stark als Truppe gearbeitet haben. Zum Abschluss ist mir der Rückrundenauftakt gegen Mittweida noch in besonderer Erinnerung: Nachdem wir uns gegen diesen Gegner oftmals sehr schwergetan haben, war es einfach an der Zeit, diesmal die Punkte auf unsere Seite zu holen.“
Fairplay gilt für Tim Baumann nicht nur in der Corona-Zeit.
Was zeichnet den VfL Pirna-Copitz in dieser Saison besonders aus?
Tim Baumann: „Wir haben diese Saison einen guten Mix aus älteren bzw. erfahreneren und jungen Spielern, die Gas geben und echt etwas lernen wollen. Wir haben einen sehr respektvollen Umgang in der Truppe, ziehen alle an einem Strang. Jedes Training macht Spaß, weil immer gut Feuer drin ist. Der Zusammenhalt der Mannschaft ist gut und das ist, denke ich, auch der Hauptgrund für die guten Ergebnisse.“
Sebastian Scholz: „Das unterschreibe ich komplett. In einer Fußballmannschaft stoßen gut und gerne 20 verschiedene Charaktere aufeinander – klar, dass es da auch mal Reibereien gibt. Faktoren für unser gutes Abschneiden sind für mich deshalb auch, dass wir als Truppe immer den gemeinsamen Erfolg im Auge hatten, eine starke Defensivarbeit gezeigt haben und die gewisse Portion Glück hinzukam, die Du einfach auch brauchst.“
Scholz (o.) und Baumann (u.) sowie der VfL halten zusammen.
Momentan wird viel diskutiert, ob die Saison 2019/2020 fortgesetzt oder abgebrochen werden soll und wie ein verantwortungsvoller Re-Start aussehen könnte. Was ist Eure Meinung dazu?
Tim Baumann: „Das ist schwierig zu prognostizieren, da es andere Personen und Gremien gibt, die sich mit einem verantwortungsbewussten Neustart auseinandersetzen und ausführlich beraten. Bis wir Klarheit haben, werden wahrscheinlich noch ein paar Wochen vergehen – und die Umstände werden sich bis dahin auch nochmal ändern. Ich bin gespannt, welche Auflagen und Anweisungen es gibt, wenn es wieder losgeht – egal, ob Training oder Punktspiel.“
Sebastian Scholz: „Ich persönlich glaube: Diese Saison wird wohl leider nichts anderes übrigbleiben, als sie abzubrechen. Man muss es nur einmal durchrechnen: Wir haben noch 13 Spiele offen und mit 14 Tagen erneuter Vorbereitungszeit keine Chance mehr, die Saison bis 30. Juni 2020 zu beenden. Im Amateurfußball kannst Du nicht einfach so mal englische Wochen ansetzen, wie es im Profifußball praktiziert wird. Wenn wir ein Mittwochabendspiel hätten, würden uns bestimmt zehn Spieler fehlen, weil sie teils bis 18 Uhr arbeiten sind oder zeitlich schon gar nicht 19 Uhr in Neustadt/Spree oder in Lößnitz aufgewärmt und im Trikot auf dem Platz stehen können. Fußball ist für uns Hobby – und nicht Hauptberuf.“
Tim Baumann: „Wir hoffen zumindest auf eine gute Lösung für alle Beteiligten in der neuen Saison. Man sieht es ja teilweise bei den Profis, dass aktuell in Gruppen trainiert wird. Vielleicht ist das auch eine Option am Anfang für den Breitensport – als Dauerlösung kann ich es mir allerdings keineswegs vorstellen. Fakt ist, dass uns Training und Spielbetrieb sehr fehlen …“
Sebastian Scholz: „… vor allem auch den sozialen Aspekt mit den Mannschaftskameraden in der Kabine vermisst man. Oder auch den immer hervorragend präparierten Platz im Willy-Tröger-Stadion, auf dem ich gerne mal wieder richtig schön einen Ball abgrätschen würde (lacht). Es gibt regelmäßig neue Erkenntnisse aus Medizin und Wissenschaft sowie Beschlüsse aus der Politik, nach denen man sich richten muss. Da heißt es im Moment nur: Abwarten! Allerdings hoffe auch ich, dass zumindest die Sportanlagen endlich wieder geöffnet werden dürfen, um mal vernünftig an den Ball hauen zu können.“
Vielen Dank für das Gespräch via Facebook und Whatsapp, Sebastian und Tim, und bleibt natürlich gesund.
Autor: Ronny Zimmermann, VfL-Pressesprecher
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