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"Wir haben ein klares Konzept"
Frank Paulus und Enrico Mühle werten die VfL-Saison aus
30. Juni 2018
Sommerpause. Derzeit ruht beim VfL Pirna-Copitz (Landesliga) der Ball. Die Spieler haben viel Zeit, in aller Ruhe die Weltmeisterschaft in Russland zu verfolgen – oder mal komplett vom Fußball abzuschalten. Nach dem achten Platz in der abgelaufenen Landesliga-Saison herrscht viel Zufriedenheit im Pirnaer Lager. Die junge Mannschaft – das Durchschnittsalter des Kaders betrug 22,9 Jahre – hat nicht nur frühzeitig die Klasse gehalten, sondern sich auch weiterentwickelt. Ein paar erfahrene Säulen sollen das Team nun verstärken. Das und viel mehr erklären das VfL-Trainerduo um Frank Paulus und Enrico Mühle im Interview (Ersterscheinung: Sächsische Zeitung). Zudem werten sie Taktik, Auftreten und Zusammenhalt aus.
Das Interview mit dem VfL-Trainerduo
Herr Paulus, Glückwunsch zum Klassenerhalt. Wie fällt Ihr Fazit nach der ersten Saison als Trainer im Männerbereich aus?
Frank Paulus: "Es war mehr ein Saisonabschnitt von elf Spielen, den Enrico und ich nach dem Rücktritt von Nico Däbritz gemeinsam geleitet haben. Unsere erste gemeinsame Spielzeit steht erst noch bevor. Wir werden sie mit viel Zuversicht angehen. Neben dem Erreichen des Saisonziels freut uns am meisten, wie die Jungs zuletzt aufgetreten sind: Sie waren mutig, entschlossen, haben zusammengehalten und konnten plötzlich auch wieder ihre fußballerische Qualität ausspielen."
Herr Mühle, Sie haben sowohl Nico Däbritz als auch Frank Paulus erlebt. Was unterscheidet sie?
Enrico Mühle: "Beide haben ihre Stärken. 'Paule' (Frank Paulus, Anm. d. Red.) war bis zuletzt selbst noch Spieler und hat einen unglaublich engen Draht zu den Jungs. Er kann sich wunderbar in sie hineinversetzen. Als Trainer macht mir die Zusammenarbeit mit ihm viel Freude. Wir wollen in die gleiche Richtung und nehmen jede Einheit ernst."
Gemeinsam in die gleiche Richtung marschieren. Foto: M. Förster
Der Saisonendspurt fiel mit fünf Siegen in Serie äußerst positiv aus. Was war das Erfolgsgeheimnis?
Enrico Mühle: "Wir haben ein bisschen an der Taktik getüftelt und auf ein 4-4-2-System umgestellt. Durch zwei Stürmer konnten wir die Gegner viel früher anlaufen und sie in ihrem Spielaufbau stören. Dadurch haben wir die Bälle verstärkt in der gegnerischen Hälfte erobert und unser Weg bis zum gegnerischen Tor war nicht allzu lang."
Frank Paulus: "Die Spieler holten sich das nötige Selbstbewusstsein zurück. Viele haben den erhofften Schritt gemacht, gerade für unsere jüngeren Akteure war es eine unglaublich erkenntnisreiche Phase. Zwar wollen wir stets mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen, aber die Basis muss aus Leidenschaft und Einsatz bestehen. Das haben wir verinnerlicht."
Was haben Sie außerdem verändert?
Enrico Mühle: "Wir haben uns auch abseits des Platzes viele Gedanken gemacht. Fakt ist, dass wir im Amateur- und Freizeitsport unterwegs sind, die Jungs wollen mit ihrem Hobby auch Spaß haben. Wir wissen, dass viele Freundschaften zwischen den Spielern der 'Ersten' und der 'Zweiten' existieren. Also haben wir vor einiger Zeit schon beide Kabinen nebeneinandergelegt. Plötzlich wurde zusammen nach dem Training Champions League geschaut oder auch mal Pizza bestellt. Das Ganze hat die Zusammenarbeit zwischen erster und zweiter Mannschaft, die nun in die Landesklasse aufsteigt, nochmals gestärkt."
Zusammenhalt ist ein Erfolgsfaktor beim VfL. Foto: M. Förster
Der VfL Pirna geht 2018/2019 in seine vierte Landesliga-Saison seit dem Wiederaufstieg. Damit steigt auch das Interesse von außen.
Enrico Mühle: "Das Handy von 'Paule' hat zuletzt deutlich häufiger geklingelt." (lacht)
Frank Paulus: "Es ist tatsächlich so, dass sich viele Spieler bei uns melden und hier kicken wollen. Sie wissen um die guten Bedingungen im Willy-Tröger-Stadion, die gute Atmosphäre und den Vorteil, bei uns Landesliga spielen zu können. Aber deswegen machen wir keine irren Sachen. Wir haben ein klares Konzept, wollen weiterhin unsere eigenen Nachwuchstalente einbinden und verpflichten nur externe Spieler, wenn sie definitiv einen Qualitätsgewinn für die Mannschaft versprechen."
Enrico Mühle: "Wir wollen nächste Saison nicht wieder so lange gegen den Abstieg spielen und sind der Meinung, dass es realistisch ist, in der vorderen Tabellenhälfte anzukommen. Ein paar erfahrene Säulen werden die Mannschaft definitiv ergänzen. Ansonsten haben sich die eingesetzten Spieler unser Vertrauen erarbeitet. Schließlich soll in Pirna auch ein Team auf dem Rasen stehen, mit dem sich die Zuschauer identifizieren können."
Herr Paulus, bekannterweise fehlt Ihnen die notwendige Trainerlizenz für die Landesliga. Werden Sie das in Zukunft nachholen?
Frank Paulus: "Es ist eines meiner Ziele für die neue Saison, dies in Angriff zu nehmen. Zwar besitzt Enrico die notwendige Lizenz für die Landesliga und wir ergänzen uns hervorragend, aber es ist mein Anspruch, mich selbst weiterzubilden. Gemeinsam mit dem Sächsischen Fußballverband prüft der VfL Pirna-Copitz momentan, auf welcher Lizenzstufe ich einsteigen darf und ob mir Erfahrungen aus meiner Zeit im Profifußball angerechnet werden."
Paulus (Mi.) und Mühle (re.) coachen den VfL. Foto: M. Förster
Vielen Dank für das Gespräch und weitehrin eine angenehme Sommerpause.
Interview: Ronny Zimmermann, VfL-Pressesprecher