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"Wir möchten erneut die großen Teams ärgern"
VfL-Trainerduo Paulus und Mühle im Doppelinterview
17. August 2020
Training, Testspiel, Training. So sieht der Rhythmus des VfL Pirna-Copitz in der Vorbereitung auf die Landesliga-Saison 2020/2021 aus. Das Team des VfL-Trainerduos um Frank Paulus und Enrico Mühle arbeitet intensiv daran, um bis zum Ligastart am 5. September, 15 Uhr, in die richtige Form zu kommen – gleich zu Beginn empfangen die Pirnaer mit dem FSV Budissa Bautzen ein Top-Team der Staffel zum Heimspiel. Im VfL-Doppelinterview sprechen Paulus und Mühle über Saisonziele, Teamgeist und den coronabedingten Landesliga-Modus.
Das VfL-Doppelinterview mit Paulus und Mühle
Paule und Enni, Ihr geht in Eure dritte Landesliga-Saison als VfL-Trainerduo. Durch das Coronavirus und die damit verbundenen Herausforderungen ist allerdings vieles anders. Wie erlebt Ihr die Situation?
Frank Paulus: „Wir halten uns an die Regeln und machen das Beste aus der Situation. So geht es sicherlich ganz vielen Vereinen – nicht nur im Fußball. Bei unseren Spielern merke ich eine große Freude und Dankbarkeit, dass wir wieder gemeinsam trainieren und gegen andere Teams testen können. Auch wir haben uns riesig gefreut, nun wieder mit der Mannschaft auf dem Rasen arbeiten zu können – und gemeinsam ein konkretes Ziel anzuvisieren.“
Enrico Mühle: „Die Jungs sind top motiviert und haben richtig Bock darauf, wieder Fußball zu spielen. Das macht auch uns als Trainerteam großen Spaß. Allerdings haben der coronabedingte Abbruch der Saison 2019/2020 und das zwischenzeitliche Pausieren des Trainingsbetriebs dazu geführt, dass wir in dieser Sommervorbereitung ein paar mehr Hausaufgaben absolvieren müssen. Konditioneller Bereich, Abstimmung auf dem Rasen, unsere Spielidee – in all diesen Bereichen geht‘s in dieser Vorbereitung natürlich etwas intensiver zur Sache. Wir müssen die Grundlagen für eine herausfordernde Saison legen.“
Inwiefern spielt das Erreichen des dritten Rangs in der vergangenen Landesliga-Saison 2019/2020 noch eine Rolle?
Frank Paulus: „Das muss man differenziert betrachten. Wir haben 2019/2020 die beste Saison der Vereinsgeschichte seit 16 Jahren gespielt – die Mannschaft hat definitiv etwas ganz Besonderes geleistet. Leider musste der Wettbewerb wegen der Coronapandemie vorzeitig beendet werden. Jeder weiß nun allerdings, wo wir mit unserem Potenzial in der Landesliga stehen können, wenn wirklich alle Aspekte sehr gut ineinandergreifen. Insofern nehmen wir die ‚Corona-Saison‘ als Ansporn, um nun auch über eine hoffentlich komplette Spielzeit eine solch starke Leistung abzurufen. Wir greifen wieder neu an, wir möchten erneut die großen Teams ‚ärgern‘ und im vorderen Bereich mitmischen.“
Eine gute Defensive war auch 2019/2020 ein Erfolgsfaktor.
Bemerkenswert war auch das Verhalten Eurer Mannschaft abseits des Platzes. In der hierzulande bislang heftigsten Phase der Coronapandemie hatten die VfL-Spieler komplett auf ihre Aufwandsentschädigungen verzichtet. Wie kam diese Aktion bei Euch an?
Enrico Mühle: „Für diese Einstellung können wir vor den Jungs nur den Hut ziehen. Es unterstreicht den besonderen Charakter, den diese Mannschaft besitzt. Paule und ich haben uns direkt an der Aktion beteiligt. Jeder Einzelne hat dadurch Verantwortung übernommen und dem VfL Pirna-Copitz in einer schwierigen Phase geholfen. Das ist ein Beleg für Identifikation und Solidarität, wie man ihn – auch im Amateursport – leider gar nicht mehr so häufig und schon gar nicht in dieser Selbstverständlichkeit vorfindet. Der Verein kann stolz auf diese Mannschaft sein. Sie kombiniert sportliche Leistung und Verantwortungsbewusstsein.“
Lassen sich Zusammenhalt und Teamgeist auch in Punkte umwandeln?
Frank Paulus: „Es ist definitiv eine sehr gute Voraussetzung dafür. In der Mannschaft existieren viele Freundschaften. Der Wille, für seinen Mitspieler wirklich da zu sein und ihn auf dem Rasen zu unterstützen, ist dadurch sicherlich ein paar Prozentpunkte größer. Gleichzeitig kann man sich auch mal ordentlich die Meinung sagen, ohne dass nachher jemand eingeschnappt ist. Daher legen Enni und ich – neben allen sportlichen Qualitäten – auch sehr viel Wert auf Teamgeist, Charakter und Mentalität der Spieler. Darüber hinaus ist uns wichtig: Wir sind zwar im Amateursport unterwegs, aber jeder unserer Spieler möchte etwas erreichen und hat einen Siegeswillen. Wenn wir trainieren oder ein Ligaspiel absolvieren, dann sind wir alle mit 100 Prozent dabei.“
Enrico Mühle: „Die Charakterstärke hat sich auch im Sommer-Transferfenster gezeigt. Wir wissen, dass viele umliegende Vereine – einige davon sind 2020/2021 neu in der Landesliga dabei – an unseren Spielern gegraben und gebaggert haben. Teils wurden Summen versprochen, die weder nach Coronapandemie noch nach Amateurfußball klingen. Unsere Spieler sind jedoch reflektiert genug, um realistisch einschätzen zu können, was sie beim VfL Pirna-Copitz in aller Seriosität und Zuverlässigkeit vorfinden.“
Teamgeist - ein wahres Aushängeschild des VfL Pirna.
Insgesamt bleiben 17 VfL-Spieler aus der Vorsaison auch in der neuen Spielzeit dabei. Von den vier Abgängen haben Sebastian Heine, Robert Kluttig und Sebastian Scholz ihre aktive Spielerkarriere beenden müssen, nur Martin Schmidt zog es mit dem 1. FC Pirna zu einem anderen Klub.
Frank Paulus: „Das spricht auch für die Rahmenbedingungen, die der Verein in Pirna geschaffen hat. Wir dürfen uns allerdings niemals darauf ausruhen, sondern müssen es gemeinsam weitertragen. ‘Schmidter‘ ist ein super Typ, ein Teamplayer und ein echter Arbeiter – allerdings hatte er bei uns zuletzt nicht mehr die Einsatzzeiten, die er sich erhofft hat. Insofern kann ich seinen Wechsel total nachvollziehen. Neben den genannten drei Karriereenden kommen noch zwei weitere Spieler hinzu: Maximilian Swozil wird in Zukunft aus zeitlichen Gründen häufiger in der ‚Zweiten‘ auflaufen, Richard Scykalka hat sich aus persönlicher Motivation erst einmal für eine Auszeit entschieden. Das sind auch Chancen für jeden jungen Spieler aus dem VfL-Nachwuchs, sich in die Landesliga reinzubeißen. Mit Tom Beyer, Nick Kühnel, Franz Schuster, Benjamin Swozil, Maximilian Unger und Moritz Wenzel stehen die nächsten VfL-Talente schon parat.“
Enrico Mühle: „Zuletzt haben sich Kai Kemter und Viktor Löwe aus dem eigenen VfL-Nachwuchs in der Landesliga-Mannschaft etabliert. Wir geben VfL-Talenten eine Chance. In diesem Kontext muss auch betont werden, dass die ‚Zweite‘ in der Landesklasse einen riesigen Job macht. Die Nachwuchsspieler können über die A-Jugend dort auf richtig gutem Niveau in den Männerfußball reinkommen und sich anschließend für die ‚Erste‘ empfehlen. Der Austausch mit Holger Weinhold, Lars Kleber und Sebastian Scorn, die die ‚Zweite‘ betreuen, ist auch auf Trainerebene super.“
Die Trainer der "Ersten" und "Zweiten" arbeiten eng zusammen.
Wie sind die drei externen VfL-Neuzugänge – Ronald Wolf, Benjamin Langhof und Leon Walter – einzuschätzen?
Enrico Mühle: „Wir freuen uns sehr, dass sich das Trio für den VfL Pirna-Copitz entschieden hat – die Jungs gehen bislang mit großer Motivation in jede Trainings- und Testspieleinheit.“
Frank Paulus: „Mit Ronald Wolf gewinnen wir auf Anhieb viel Qualität und Erfahrung für unsere Defensive hinzu. Er hat das Zeug zum Führungsspieler und kann auch den jüngeren Jungs eine gewisse Orientierung bieten. Benjamin Langhof hat trotz seines jungen Alters schon einige Landesliga-Einsätze vorzuweisen und ist ein agiler Offensivakteur. Er wird sich bei uns weiterentwickeln. Leon Walter erweitert mit seiner dynamischen Spielweise unsere Flexibilität auf den Außenbahnen. Für ihn wird es auch darum gehen, sich schnell an die Landesliga und unsere Spielidee zu gewöhnen.“
Die Landesliga-Saison 2020/2021 wird aufgrund der Corona-Auswirkungen in einem neuen Format gespielt. Zum Teilnehmerfeld gehören 22 Mannschaften. Jedes Team tritt nur einmal gegeneinander an (21 Spieltage), ehe anschließend die Plätze eins bis zehn eine sogenannte ‚Finalrunde‘ (weitere neun Spieltage) und die Plätze elf bis 22 (weitere elf Spieltage) die Absteiger ausspielen. Wie bewertet Ihr das neue Format?
Frank Paulus: „Das ist ein sinnvoller Kompromiss. Durch den Saison-Abbruch 2019/2020 gab es keine Absteiger, dafür aber natürlich die Landesklasse-Aufsteiger – insofern hat sich das Teilnehmerfeld zwangsläufig vergrößert. Eine Hin- und Rückrunde mit 22 Mannschaften hätte 42 Spieltage bedeutet – das wäre undenkbar gewesen. Insofern ist die nun getroffene Regelung sogar sportlich reizvoll: Wir möchten die Finalrunde erreichen und uns anschließend in neun weiteren Partien mit den besten Teams der Landesliga messen.“
Enrico Mühle: „Die Saison 2020/2021 wird wahnsinnig offen. Es kamen mehrere Mannschaften neu hinzu, es gab viele Spielerwechsel, einige Klubs haben neue Trainerteams aufgestellt und zudem spielt es schon auch eine Rolle, gegen wen Du auswärts antrittst und wen Du zu Hause empfängst. Auch muss man immer einkalkulieren, dass durch steigende Corona-Infektionszahlen vielleicht mitten in der Saison eine Pause eingelegt werden muss. Wir müssen uns optimal vorbereiten und von Beginn an mit 100 Prozent zu Werke gehen, um viele Punkte zu sammeln. Darüber hinaus zählt vor allem eins: die Freude am Fußball.“
Ziehen an einem Strang: Enrico Mühle (li.) und Fran Paulus.
Vielen Dank, Paule und Enni, für das Gespräch und viel Erfolg mit Eurem Team in der Landesliga-Saison 2020/2021.
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Autor: Ronny Zimmermann, VfL-Pressesprecher